50 Jahre Bestehen

Niederwaldsee zur grünen Oase gemacht

Arbeiter-Angelsportverein Feierstunde zum 50-jährigen Bestehen / Mitglieder kümmern sich um das Gewässer zwischen Bensheim und Zwingenberg

Bei der Jubiläumsfeier des Arbeiter-Angelsportvereins wurden die Gründungsmitglieder Werner Freitag

und Hans Rödel (2./3.v.l.) sowie der Ehrenvorsitzende Hans Böhm (3.v.r.) mit den höchsten Ehren des

Verbandes gewürdigt. Unser Bild zeigt sie mit dem Vereinsvorsitzenden Harald Schneider (l.)

und Stellvertreter Theo Heß (r.) sowie Karl Schwebel vom Verband Hessischer Fischer (2.v.r.).

Bensheim.„Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“ Mit diesem Zitat drückte vor über 2500 Jahren Konfuzius aus, warum sich Menschen mit großem Engagement der Fischerei widmen. Doch ihre ursprüngliche Bedeutung zum nackten Nahrungserwerb ist längst in den Hintergrund gerückt. Auch der sportliche Aspekt – der Vergleich der anglerischen Fähigkeiten in Form von Wett- und Preisfischen – spielt nicht die entscheidende Rolle. Heute ist es vor allem der Aufenthalt und Umgang in und mit der Natur, der die Mitglieder eines Angelsportvereins verbindet – im Falle des Arbeiter Angelsportvereins Bensheim bereits seit 50 Jahren. Eine Zeit, in der sich der Niederwaldsee von einem eher karlen Gewässer zu einer „Perle der Naherholungsgebiete“ entwickelt hat, wie es Stadtrat Adil Oyan am Sonntag bezeichnete. Der Verein hatte anlässlich seines 50-jährigen Bestehens zu einer kleinen Jubiläumsfeier eingeladen und auch angesichts des herrlichen frühsommerlichen Wetters waren zahlreiche Gäste gekommen, die Vorsitzender Harald Schneider willkommen hieß. Schon vor 25 Jahren hatte Rainer Hennings, Fischereibeauftragter des Verbands Hessischer Fischer, anlässlich des silbernen Jubiläums in seinem Grußwort auf die Bedeutung und Entwicklung der Angelfischerei hingewiesen.

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„Fast zugrunde gerichtet“

Auch am Sonntag erinnerte er an die Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert mit ihren zerstörerischen Auswirkungen auf die Gewässer. So galten beispielsweise der Meerbach und die untere Weschnitz damals durch die Papierfabrik in Bensheim als „fast völlig zugrunde gerichtet“ (Dosch: Fischerei und Fische in Hessen, 1899). Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren es die deutschen Fischereiverbände, die den Schutz der Gewässer und der heimischen Natur zu ihrem Anliegen machten. Ein Engagement, das nach Auffassung von Karl Schwebel, im Verband für die südhessischen Gewässer zuständig, bei den Behörden viel zu wenig Beachtung findet. Aber auch die Bevölkerung, für die der Niederwaldsee ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet ist, ist sich der Leistungen des Vereins kaum bewusst. Deutlich erkennbar wird es beim Vergleich der heutigen Situation mit Fotodokumenten aus den Gründungsjahren des Vereins. Damals zeigte sich der Uferbereich des Gewässers ohne Bäume und Büsche, heute ist der See eine grüne Oase. Um das zu erreichen, waren unzählige Arbeitseinsätze erforderlich, bei denen es insbesondere darum ging, die Uferzone zu befestigen, da es hier immer wieder zu Einbrüchen kam. Heute sind es vor allem die widerrechtliche Nutzung des Sees als Badegewässer und der hinterlassene Müll, der den Vereinsmitgliedern Sorge und Arbeit bereitet. Neben dem zeitlichen Aufwand ist die Hege und Pflege des Gewässers aber auch mit Kosten verbunden. So mussten sich vor 50 Jahren die Gründungsmitglieder mit rund 9000 Mark verschulden, um den Niederwaldsee als Pachtgewässer nutzen zu können. Bis dahin war der See vom Angelsportverein Bensheim (ASV) genutzt worden, dem für den vorhandenen Fischbesatz und die bisherige Betreuung eine Entschädigung zugestanden hat. Die Gründungsmitglieder des Arbeiter-Angelsportvereins (der Name wurde zur Unterscheidung zum bestehenden ASV gewählt) wollten ursprünglich dem ASV beitreten, doch gab es damals einen Aufnahmestopp für diesen Verein.

Oyan: Eine gute Entscheidung Stadtrat Adil Oyan nutzte am Sonntag sein Grußwort auch für einen Dank an den Verein und seine aktiven Mitglieder. Es sei eine gute Entscheidung für den Verein und die Stadt gewesen, die Verantwortung für den See in die Hände des AASV zu legen. Als äußeres Zeichen des Dankes hatte er auch eine Jubiläumsgabe für den Verein mitgebracht. Dank sagte aber auch AASV-Vorsitzender Harald Schneider, denn bei der Pflege des Areals ist der Verein auch auf Unterstützung durch die Stadt beziehungsweise den KMB angewiesen. Glückwünsche in Verbindung mit Präsenten gab es auch von befreundeten Angelvereinen aus der Region. Der ASV Bickenbach war am Sonntag ebenso am Niederwaldsee vertreten wie die Angelfreunde Wattenheim, der ASV Hofheim und der ASV Lorsch/Einhausen. Hingewiesen wurde abschließend auf das alljährliche Backfischfest, zu dem der Verein für den 28. und 29. Juli an den Niederwaldsee einlädt. Verbunden war das goldene Vereinsjubiläum auch mit der Ehrung von Gründungs- beziehungsweise langjährigen Mitgliedern. Mit der goldenen Ehrennadel des Vereins für 50 Jahre Vereinszugehörigkeit wurden Werner Freitag und Hans Rödel ausgezeichnet. Verbunden damit war ein Gutschein und ein Weinpräsent sowie ein gewässertauglicher Gruß der Stadt – das rote Entchen als neues Bensheimer Maskottchen. Die gleiche Ehrung erfuhr auch Ehrenvorsitzender Hans Böhm, der den Verein 30 Jahre lang von 1984 bis 2014 geleitet hatte. Auch Karl Schwebel vom Verband Hessischer Fischer schloss sich der Ehrung an und überreichte an die Geehrten als „echte Verneigung vor der Lebensleistung“ das Verbandsehrenzeichen in Gold. Außerdem hatte er zur Erinnerung an das Jubiläum einen Ehrenteller für das Vereinsheim mitgebracht.

© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 08.05.2018